Teil der Serie “CeBIT vor zehn Jahren”

Unter den Ankündigungen der Aussteller auf der CeBIT 1997 waren nur wenige echte Innovationen, die unmittelbar Auswirkungen auf den Markt hatten. Für die im Vorjahr 1996 mit großem Rummel angekündigte DVD wurden in Hannover endlich Abspielgeräte gezeigt, die halbwegs bezahlbar waren. Der von Toshiba damals angekündigte DVD-Brenner fiel mit 16 000 Mark (8180 Euro) allerdings nicht in diese Kategorie. Heute sind DVD-R-Geräte für den PC unter 30 Euro zu haben – und die Industrie streitet sich inzwischen um die DVD-Nachfolgeformate HD-DVD und Blu-ray.
In der Online-Welt war 1997 America Online (AOL) der große Star. Der damalige AOL-Chef Steve Case rief auf der CeBIT die Jagd auf den deutschen Branchenführer T-Online aus und verwies darauf, wie AOL in den USA den Branchenführer CompuServe abgehängt habe. Die Telekom konterte diesen Angriff damals mit Hilfe des US-Softwareriesen Microsoft. Die Kunden des Microsoft-Onlinedienstes MSN wurden T- Online auf der CeBIT 1997 auf dem Silbertablett überreicht, da es dem Microsoft-Dienst einfach nicht gelungen war, in Deutschland Fuß zu fassen.
Ein Jahr später schluckte AOL den Wettbewerber CompuServe. Auf dem Höhepunkt der «New Economy»-Ära fusionierte AOL dann mit dem Medienkonzern Time Warner, ohne in Deutschland jemals die Vormachtstellung von T-Online ernsthaft gefährden zu können. Inzwischen hat AOL das deutsche Internet-Zugangsgeschäft an HanseNet verkauft und versucht als werbefinanziertes Internetportal einen geschäftlichen Neuanfang. Dort trifft es unter anderem auf das MSN-Portal, das inzwischen wieder selbstständig von Microsoft bestückt und vermarktet wird.
Für die privaten Computeranwender erwies sich die CeBIT 1997 als vergleichsweise unspektakuläre Veranstaltung. Immerhin zeigten Microsoft-Partner wie casio kleine Handheld-PC als Minicomputer “für die Jackentasche”. Sie liefen mit dem damals neuen Betriebssystem “Windows CE” von Microsoft. Sie standen in Konkurrenz zu Geräten von Psion, Sharp, Apple (“Newton”), Hewlett Packard und US-Robotics (“Palm”). Rückschauend hat sich kein einziges dieser Systeme dauerhaft am Markt durchgesetzt. Erst das iPhone und die zahlreichen Android-Geräte brachten massenhaft den Computer in die Jackentasche.

Spannendere Nachrichten bot die CeBIT 1997 dagegen manchen Business-Kunden. So kündigte damals Europas größter Softwarekonzern SAP an, das monolithische Softwarepaket R/3 zur Steuerung von betriebswirtschaftlichen Abläufen in Unternehmen aufzuschnüren. «Wir widerlegen damit unsere Kritiker, die R/3 als unbeweglichen Dinosaurier bezeichnet haben», polterte der damalige SAP-Chef Hasso Plattner auf der CeBIT-Pressekonferenz. Der neue Kurs sollte sich für SAP auszahlen: Der Umsatz stieg in den vergangenen zehn Jahren von damals 3,7 Milliarden Mark (1,9 Mrd Euro) auf 6,6 Milliarden Euro im jüngsten Geschäftsjahr. Der Gewinn explodierte in diesem Zeitraum von 567 Millionen Mark (290 Mio Euro) auf 2,6 Milliarden Euro.

Genervt waren 1997 die meisten der 610 000 CeBIT-Besucher von den chaotischen Verkehrsverhältnissen in Hannover. Gut zwei Jahre vor der Expo 2000 sorgten damals Bauarbeiten für kilometerlange Staus und Parkplatznot rund um das Messegelände.
Von Christoph Dernbach, dpa